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Der Fuchs und Marder Klaus

Aktualisiert: 15. Feb. 2022

„Ekelhaft“, murmelt der Fuchs als er die ersten Bissen Leberkässemmel zwischen seinen Hauern zermahlt. Problemlos natürlich, mit den Schneidezähnen zwei Mal geteilt und runter damit. Die Eckzähne bekommen gar nichts davon mit.


"Was für Idioten“, ärgert sich der Fuchs erneut an diesem frühen Morgen, Bezug nehmend auf die Jungs vom Nostalgie-Skiskprung-Club. Fein säuberlich hatten sie, vorgestern in aller Früh, als der Fuchs gerade so seine Morgenrunde im Hietzinger Oberschönbrunn drehte, die Schanze abgetragen. Dagegen war ja nichts einzuwenden. Aus guter Distanz hatte der Fuchs ihr arbeitsames Treiben beobachtet und als gut befunden, denn er nahm an, dass damit dem Skispringen in Schönbrunn nach einem Tag Event-Stimmung auch schon wieder ein Ende gesetzt wurde. Die Jungs schienen alle etwas zu wanken - es war sicherlich lang geworden beim Imperator, dem Würstelstand vor der Tivolibrücke wenige Schritte vom Park entfernt. Eh ok, dachte sich der Fuchs, Hauptsache, Schönbrunn macht um 17:30 zu und man hat hier seine Ruhe. Bis weit nach Mitternacht hatte er das Grölen der feiernden Meute vernommen.


Der Fuchs war also in Richtung Hietzinger Friedhof geschlendert, um kurz nach dem Rechten zu schauen. War ja üblicherweise nicht seine Seite, aber der Cousin Roland war über Krampus und Nikolo zum Onkel nach Alt Auseee gefahren. Das war irgendwie so eine Nummer. Treffen in Alt Aussee, sich als Wölfe verkleiden, eine Gans reissen und zwei Tage im Kreise der Familie genießen. Das hatten sie begonnen als der letzte Wolf im Einzugsgebiet Alt Aussee von einem Wilderer abgeknallt worden war. Mit einem Augenzwinkern hatte der Onkel gemeint, dass sich schließlich irgendwer um das in Schach halten der Gans-Population kümmern sollte. Ein Depp, wenn man den Fuchs fragt. Ein übler Typ, der Onkel. Und so war er trotz Einladung auch dieses Jahr in Schönbrunn geblieben und schaute nun nach dem Bau vom Cousin Roland.


Wer hätte damit rechnen können, dass die Mannschaft vom Nostalgie-Verein just in der Stunde als der Fuchs weg war, seinen Bau zuschüttete. Natürlich war das nicht Absicht, aber die hatten einfach mit Scheibtruhen den Schnee in den Wald auf der Meidlinger Seite geschoben und fein säuberlich und großräumig auf und um seinen Bau gelehrt. Desaster.


„Grindig“, entfuhr es dem Fuchs, nun etwas lauter. „Wath thagtht?“ fragte der Mrader

„Ah nix! Nur, das Wetter. Ganz mies heute.“

„Atho, dath meintht. Tholl bether werden.“


Dem Fuchs war nicht nach Konversation zu Mute. Ich mein, das war ihm nie, aber ein bisschen musste er sich hier zusammenreissen. Schließlich hatte der Marder zitternd eingewilligt, dass der Fuchs nun täglich ein Frühstück bekam. Der Fuchs hatte ihnen versprochen als Dankbarkeit für ihre Gaben bis Ostern keinen Marder zu reissen. Also keinen von diesem Bau. Der Bau auf der Meidlinger Diagonale. Die wollte er in Ruhe lassen, wenn sie im täglich um 06:00 ein Frühstück aushändigen würden. Zum Essen hatten die ja genug. Sie durchwühlten feinsäuberlich alle Mistkübel im Park und horteten den Fund in ihrem Bau. Damit alle Marder etwas davon hatten und kein Bau leer ausging, waren alle Mistkübel durchnummeriert worden. 261-313 waren dem Bau vom Marder Klaus zugeteilt. Und die Kinder vom Klaus waren fleissig, da kann man nichts sagen, aber die Touristen fehlten halt im Moment. Ein Russe hätte schon mal eine Stelze to go vom Tirolergarten mitgenommen und dann irgendwo entsorgt. Die hätte man klasse abnagen können. So stellte es sich der Fuchs zumindest vor, während er den letzten Bissen der Leberkässemmel mit der Zunge zwischen seine Hauer zog.


Der Fuchs sehnte sich nach einer gerissenen Ente in seinem Bau. Wenn es sein muss auch eine Taube. Aber außerhalb des Baus wollte er sie nicht verzehren. Das war ethisch nicht korrekt. Die nahm man mit in den Bau, dann wurde sie aufgehängt, damit sie ausblutet und erst dann in Ruhe verzehrt. Der Fuchs machte üblicherweise auch ein Kreuzerl, manchmal sprach er ein kurzes Gebet. So hatte er es von seiner Mutter gelernt. Aber die zwei Enten, die er vergangenen Dienstag am frühen Morgen als ihm die Junges vom Nostalgie Verein entgegen gekommen waren, schnell in seinen Bau gebracht hatte, die waren ja nun allein im Bau. Die konnten ausbluten was sie wollten, wenn überhaupt, denn vermutlich waren sie gefroren.


Und im Bau von seinem Bruder konnte er zwar für ein paar Tage unterkommen, aber zum essen gab es dort nichts. Zumindest nicht für den Fuchs. Der Bruder ernährte sich vegetarisch. Und da hörte sich beim Fuchs der Spaß auf. Da war er eben die Meidlinger Diagonal zum Marder Klaus getrabt und hatte den Deal ausgemacht, dank dem er nun zumindest eine Leberkässemmel im Bauch hatte.


„Danke Klaus! Ich bin dann mal weg.“

„Hat’th gthmeckt?“, hörte der Fuchs, Klaus noch fragen.

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